Alle Beiträge von Petra Grünendahl

Abgehoben: Zum Jubiläums-Sommerfest ging es in die Luft

Auch wenn man im Segelflieger allein oder maximal zu zweit in der Luft ist, so ist die Segelfliegerei kein Sport für Einzelkämpfer und Individualisten. Das fängt beim Zusammenbau des Segelfliegers an, geht über den Transport zum Startplatz und den Start über eine Seilwinde bis hin zur Luftaufsicht. Das ist Teamarbeit, denn: „Viele ehrenamtliche Helfer sind hier gefragt, die alle die Liebe zur Segelfliegerei zusammenhält“, erklärte Birgit Hennig-Friebe vom Vorstand des Flugvereins Niederrhein Duisburg e. V.

Der Duisburger Ortsverein des DJV, der Presseverein Niederrhein-Ruhr, feierte mit seinem Sommerfest zugleich sein Jubiläum unter dem Motto „Wir werden 50 und heben ab!“ beim Flugverein Niederrhein Duisburg. Seit 1955, nachdem in Duisburg der Flugplatz Neuenkamp der Industrieansiedlung zum Opfer gefallen war, ist der Duisburger Flugverein am Flugplatz Wesel-Römerwardt stationiert. Den Platz teilt man sich heute nur noch mit den Luftsportfreunden Wesel. Zeitweilig waren dort sieben Vereine beheimatet. Vereinsräume und Werkstatt hat sich der Flugverein unter den Bögen der Vorlandbrücke einer im zweiten Weltkrieg zerstörten Rheinbrücke ausgebaut – mit einem kleinen Biergarten davor. Beim Segelflug erkennt man auf der anderen Rheinseite noch einen Brückenpfeiler und Reste der früheren Eisenbahnbrücke im Rheinvorland.

Zwei Segelflugzeuge standen den Duisburger Journalisten für Rundflüge zur Verfügung – und das praktisch den ganzen Tag. Gesteuert wurden die Segler von den Fluglehrern Stefan und Thomas. Jeder, der wollte, kriegte auch einen Flug über Wesel, den Rhein und eine herrlichen Seenlandschaft ab. Außerdem nahm Freizeitpilotin Gisela Interessierte in ihrem privaten Motorsegler auf eine Runde über Wesel, Xanten und das nördliche Duisburg mit. Neben den Fliegern der beiden Flugvereine waren noch Fallschirmspringer unterwegs sowie ein Fluggerät mit Rotorblättern, welches wie ein offener Hubschrauber aussah. Damit sich in der Luft niemand in die Quere kommt, hält die Luftaufsicht in einem Container auf dem Flugplatz Funkkontakt zu allen fliegenden Objekten. Ehrenamtlich sorgen diese und andere Helfer an den Wochenenden für einen sicheren Flugbetrieb und geordnete technische Abläufe.

http://www.youtube.com/watch?v=ZJ8H2ookJRE
Unser Erster Vorsitzender hebt ab … 😉

„Toll war’s“, so die Meinung derer, die diesen Tag in vollen Zügen und mit herrlichen Blicken auch „von oben“ genossen hatten. Dass das Sommerfest als Tagestermin angesetzt war, hatte wohl den einen oder anderen abgeschreckt. Was einen Kollegen mit weiteren Terminverpflichtungen nicht hinderte, wenigstens für einen halben Tag vorbeizukommen. Wer gar nicht dabei war, hatte auf jeden Fall was verpasst!

Wer mal beim Segelfliegen schnuppern möchte, findet Informationen beim Flugverein Niederrhein Duisburg e. V. unter http://www.fnd.de.

© 2013 Petra Grünendahl (Text und Fotos)

Sommerfest 2013: Wir werden 50 und heben ab!

Noch einmal eine Terminänderung!!!

wir-werden-50-und-heben-abLiebe Mitglieder,

in diesem Jahr feiert der Presseclub sein 50jähriges Bestehen. Und dazu wollen wir alle gemeinsam abheben. Unser diesjähriges SOMMERFEST soll am Samstag, 21. September (NEUER TERMIN! Bei hoffentlich trockenem Wetter!), ab 10.00 Uhr bis ca. 18 Uhr auf dem Gelände des Flugvereins Duisburg, Karl-Jatho-Straße an der Römerwardt in Wesel stattfinden. Dort werden wir von den Fliegern betreut und können auf Wunsch auch selbst in die Lüfte. Die Kosten pro Flug in Höhe von 20 Euro teilen sich für Vereinsmitglieder der Presseclub und das Mitglied je zur Hälfte, so dass der Flug nur 10 Euro kostet.

Die Anreise bitte selbst organisieren, wer kein Auto hat, kann ja in der Redaktion oder bei Bekannten herumfragen, sicher findet sich eine Mitfahrgelegenheit. Anschließend, während dessen und auch schon vor dem Flug wird gegrillt und wir sorgen für Getränke. Wenn jeder noch was zum Knabbern oder „Schnuppen“ mitbringt, sehen wir doch schon sehr gut aus

Damit wir frühzeitig planen können, lasst uns bitte wissen, wer fliegen möchte – Die Anzahl ist naturgemäß beschränkt, wenn sich allzu viele anmelden, müssen wir losen. Kurze Rückmail mit der Zahl der Flugwilligen (und der Teilnehmer) an nrw1tv(at)aol.com, dann kommt ihr mit in den Lostopf. Bis 1. September brauchen wir eure Antwort. Zwar gibt es dort einen schönen, überdachten Grillplatz! Aber das Wetter sollte doch auch (Segel)Flüge ermöglichen …

Also, hoffentlich kommen viele und feiern mit uns unseren 50. Geburtstag!
Bis dann!

Presseverein Niederrhein-Ruhr e. V.
Euer Vorstand

Letzte AKtualisierung: 10. August 2013

Wir überarbeiten unseren Internet-Auftritt

ACHTUNG:
Wir überarbeiten zur Zeit unsere Seiten und bitten noch um ein wenig Geduld,
bis die Seiten wieder mit Inhalten gefüllt sind.

Vielen Dank an Stefan Endell, der in den letzten Jahren die Internet-Seiten des Presseverein Niederrhein-Ruhr bestückt und gepflegt hat. Aus seiner Zeit stammen die Rückblicke aus den Jahren 2002 bis 2012 (siehe Archiv).

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© 2013

Rückblick 2012: Journalisten-Treff mit Klaus-Peter Schmid

Ehemaliger ZEIT-Redakteur K. P. Schmid zu Gast

Es hört sich an wie ein verrückter Kriminalroman und es ist doch ein ganz und gar reales und wahres Stück aus der jüngsten deutsch-französischen Zeitgeschichte des 2.Weltkrieges: Ein deutscher Spion und doch kein Nazis, das besetzte Frankreich, eine vom Theater träumende Französin, Krieg und Tod, Liebe und Leidenschaft, Hochstapelei, Flucht und Verfolgung und ein großes Vermögen, das als rätselhaftes Testament in den 80er Jahren dem deutsch-französischen Jugendwerk in den Schoß gefallen ist. Dies war das packende Thema einer Veranstaltung, zu der der Presseverein Niederrhein-Ruhr zusammen mit der Deutsch-Französischen Gesellschaft Duisburg am 24. Januar 2011 in das neu eröffnete, feine „Kuhlenwall-Karree“ der Sparkasse Duisburg geladen hatte. In diese unglaubliche Story führte der renommierte und mittlerweile pensionierte Frankreich-Korrespondent der Hamburger Wochenzeitung „Die Zeit“, Klaus-Peter Schmid, sein Duisburger Publikum ein. Am Ende kam Schmid zu dem Schluss, dass man die „Widmung des vergifteten Erbes für einen guten Zweck“ auch als einen „Akt moralischer Geldwäsche“ betrachten könne.

Klaus-Peter Schmid (Mitte) war 30 Jahre lang Redakteur bei Der Zeit in Hamburg, u.a. viele Jahre als Korrespondent in Frankreich und Brüssel. In Duisburg berichtete er über sein Buchprojekt von einer vergifteten Erbschaft an das Deutsch-Frz. Jugendwerk (DFJW). Links: Wolfgang Schwarzer, Präsident der Dt.-Frz. Gesellschaft Duisburg, rechts Stefan Endell (DFG Duisburg) und bis 2010 der langjährige Vorsitzende des Pressevereins Niederrhein-Ruhr.
Klaus-Peter Schmid (Mitte) war 30 Jahre lang Redakteur bei Der Zeit in Hamburg, u.a. viele Jahre als Korrespondent in Frankreich und Brüssel. In Duisburg berichtete er über sein Buchprojekt von einer vergifteten Erbschaft an das Deutsch-Frz. Jugendwerk (DFJW). Links: Wolfgang Schwarzer, Präsident der Dt.-Frz. Gesellschaft Duisburg, rechts Stefan Endell (DFG Duisburg) und bis 2010 der langjährige Vorsitzende des Pressevereins Niederrhein-Ruhr.
Auch die Rheinische Post hat berichtet …

Rückblick 2010: Gewerkschaftstag in Duisburg

Gewerkschaftstag NRW 2010 in Duisburg . . . Gemeinsam für die gemeinsame Sache eintreten: Unter diesem Motto stand der Gewerkschaftstag des DJV-NRW am Samstag, den 24. April 2010, in der Mercatorhalle in Duisburg. Mit den Verwerfungen in der aktuellen Medienlandschaft befasste sich der Landesvorsitzende Helmut Dahlmann in seiner Eröffnungsansprache vor den rund 160 Delegierten und Gästen. Er verband den Rückblick auf das Jahr 2009 mit dem klaren Appell: "Wir müssen gemeinsam und wahrnehmbar für unsere Belange einstehen!" Das gelte nicht nur für die vielen Fälle, in denen Redaktionen geschlossen, zusammengelegt oder in tariflose Gesellschaften verschoben worden seien. "Gerade um die Vergütungsregeln für freie Journalisten an Tageszeitungen durchzusetzen, ist Solidarisierung notwendig. Das hat das Beispiel des Bonner General-Anzeigers gezeigt, der seinen hauptberuflich tätigen Freien jetzt neue, bessere Verträge anbietet - nachdem die sich zusammengeschlossen haben." Der Presseverein Niederrhein-Ruhr, der mit seinem Vorsitzenden Stefan Endell nach 15 Jahren wieder einmal den Gewerkschaftstag in Duisburg ausgerichtet hatte, war mit 14 Mitgliedern - so viel wie noch nie - auf der Tagung vertreten. Foto von links: Matthias Lorscheid, Andreas Probst, Thomas Richter, Gerd Klinkhardt, Florian Müller, Heiner Christinck, Hans-Peter Schmidt, Klaus Johann, Stefan Endell, Nino Sologashvili, Patrizia Guzman, Frank Kopatscheck, Annette Kalscheuer, Barbara Merten-Kemper. (Foto: Schmidtke)
Gewerkschaftstag NRW 2010 in Duisburg . . . Gemeinsam für die gemeinsame Sache eintreten: Unter diesem Motto stand der Gewerkschaftstag des DJV-NRW am Samstag, den 24. April 2010, in der Mercatorhalle in Duisburg. Mit den Verwerfungen in der aktuellen Medienlandschaft befasste sich der Landesvorsitzende Helmut Dahlmann in seiner Eröffnungsansprache vor den rund 160 Delegierten und Gästen. Er verband den Rückblick auf das Jahr 2009 mit dem klaren Appell: „Wir müssen gemeinsam und wahrnehmbar für unsere Belange einstehen!“ Das gelte nicht nur für die vielen Fälle, in denen Redaktionen geschlossen, zusammengelegt oder in tariflose Gesellschaften verschoben worden seien. „Gerade um die Vergütungsregeln für freie Journalisten an Tageszeitungen durchzusetzen, ist Solidarisierung notwendig. Das hat das Beispiel des Bonner General-Anzeigers gezeigt, der seinen hauptberuflich tätigen Freien jetzt neue, bessere Verträge anbietet – nachdem die sich zusammengeschlossen haben.“ Der Presseverein Niederrhein-Ruhr, der mit seinem Vorsitzenden Stefan Endell nach 15 Jahren wieder einmal den Gewerkschaftstag in Duisburg ausgerichtet hatte, war mit 14 Mitgliedern – so viel wie noch nie – auf der Tagung vertreten. Foto von links: Matthias Lorscheid, Andreas Probst, Thomas Richter, Gerd Klinkhardt, Florian Müller, Heiner Christinck, Hans-Peter Schmidt, Klaus Johann, Stefan Endell, Nino Sologashvili, Patrizia Guzman, Frank Kopatscheck, Annette Kalscheuer, Barbara Merten-Kemper. (Foto: Schmidtke)

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Gewerkschaftstag NRW 2010 in Duisburg . . .
Gemeinsam für die gemeinsame Sache eintreten: Unter diesem Motto stand der Gewerkschaftstag des DJV-NRW am Samstag, den 24. April 2010, in der Mercatorhalle in Duisburg. Mit den Verwerfungen in der aktuellen Medienlandschaft befasste sich der Landesvorsitzende Helmut Dahlmann in seiner Eröffnungsansprache vor den rund 160 Delegierten und Gästen. Er verband den Rückblick auf das Jahr 2009 mit dem klaren Appell: „Wir müssen gemeinsam und wahrnehmbar für unsere Belange einstehen!“ Das gelte nicht nur für die vielen Fälle, in denen Redaktionen geschlossen, zusammengelegt oder in tariflose Gesellschaften verschoben worden seien. „Gerade um die Vergütungsregeln für freie Journalisten an Tageszeitungen durchzusetzen, ist Solidarisierung notwendig. Das hat das Beispiel des Bonner General-Anzeigers gezeigt, der seinen hauptberuflich tätigen Freien jetzt neue, bessere Verträge anbietet – nachdem die sich zusammengeschlossen haben.“ Der Presseverein Niederrhein-Ruhr, der mit seinem Vorsitzenden Stefan Endell nach 15 Jahren wieder einmal den Gewerkschaftstag in Duisburg ausgerichtet hatte, war mit 14 Mitgliedern – so viel wie noch nie – auf der Tagung vertreten. Foto von links: Matthias Lorscheid, Andreas Probst, Thomas Richter, Gerd Klinkhardt, Florian Müller, Heiner Christinck, Hans-Peter Schmidt, Klaus Johann, Stefan Endell, Nino Sologashvili, Patrizia Guzman, Frank Kopatscheck, Annette Kalscheuer, Barbara Merten-Kemper. (Foto: Schmidtke)

Auch der DJV NRW hat berichtet …

Rückblick 2008: Journalisten-Treff mit Günter Wallraff

Ali zu Besuch bei Ali in Duisburg
Günter Wallraff zu Gast beim 5. Journalisten-Treff des Pressevereins Niederrhein-Ruhr

Günter Wallraff
Günter Wallraff

Wo ist Günter Wallraff? Diese Frage hatte Doppelsinn am Samstagabend, 24. Mai, als wahre Menschenmassen zur Akzente-Lesung in die Zentralbibliothek Duisburg pilgerten, um Deutschlands berühmtesten Enthüllungs-Journalisten live zu erleben. 400 Plätze waren flugs gefüllt. Soviel saßen noch nie in dem Saal. Eingeladen hatte der Deutsch-Tunesische Kulturverein, der Presseverein Niederrhein-Ruhr war sein Kooperationspartner. Das Interesse an Wallraff, es ist ungebrochen. Obwohl seit den 90er Jahren ein wenig in Vergessenheit geraten, kann Wallraff weiterhin von altem Ruhme zehren.

Legendär die 13 unerwünschten Reportagen aus dem Jahr 1969, für die er in die Rolle eines Alkoholikers in einer psychiatrischen Klinik schlüpfte, oder in die eines Obdachlosen, eines Studenten auf Zimmersuche sowie eines vermeintlichen Napalmlieferanten für die US-Armee. 1977 arbeitete Wallraff dreieinhalb Monate lang als Redakteur bei der Bild-Zeitung in Hannover. In dem Bestseller „Der Aufmacher – Der Mann, der bei „Bild“ Hans Esser war“ schilderte er später seine Erfahrungen in der Lokalredaktion Hannover und weist der Bild-Zeitung schwere journalistische Versäumnisse und unsaubere Recherchemethoden nach. Der Deutsche Presserat sprach daraufhin sechs Rügen gegen die Bild-Zeitung aus und rügte aber auch Wallraff für seine „nicht zulässige verdeckte Recherche“. Dann der Aufschlag in Duisburg: 1983 hatte Wallraff unter falscher Identität als türkischer Leiharbeiter Ali bei Thyssen Stahl in Hamborn angeheuert und dort miserable Arbeitsbedingungen erlebt und aufgedeckt.

Thomas Münten spricht mit Günter Wallraff
Thomas Münten spricht mit Günter Wallraff

 

Als Kuli in der Masse schaut dir ja kein Mensch ins Gesicht“
25 Jahre danach ist er wieder undercover unterwegs. Aber wo war er an diesem Samstagabend? Die Uhr zeigte 19.59 Uhr, kein Wallraff in Sicht. Vor der Türe der Bibliothek in Duisburg steht Ali Houzi, der Präsident des Kulturvereins und seinerzeit bei Thyssen ein tunesischer Arbeitskollege von Wallraff, alias „Ali“. Er schwitzt Blut und Wasser, der Verzweiflung nahe telefoniert er den Akku seines Handys leer. Drinnen im Saal 400 erwartungsfrohe Zuschauer. Rekordzahl. Sitzt Wallraff schon undercover zwischen ihnen?
Nein, er war verspätet. „Ich komme immer auf den Punkt genau!“, sagt er lächelnd und eilt zu seinem Publikum. Wo war es schlimmer, fragt ihn WDR-Moderator Thomas Münten; damals bei Thyssen in Duisburg, oder jetzt im Hunsrück als Billiglöhner beim Brötchen-Bäcker für Lidl? Beim Brötchenbäcker, antwortet Wallraff schnell: „Dort gab es noch weniger Arbeitsschutz und noch mehr Entsolidarisierung der Beschäftigten.“ Aber bei Thyssen in Duisburg, da würde er doch gerne mal wieder arbeiten, diesesmal ganz offiziell, nicht verdeckt. Um mal zu schauen, ob es heute, 25 Jahre nach „Ganz unten“ besser läuft in Duisburg-Beeckerwerth. Aber auch Wallraff ist ja älter geworden. 65 Jahre alt ist er heute.

Ist sein Gesicht für Undercover-Aktionen denn nicht längst zu bekannt? Im Gegenteil, es werde immer einfacher. „Als Kuli in der Masse schaut dir ja kein Mensch ins Gesicht“, sagt er. Der Billiglöhner, der spielt im Betrieb einfach keine Rolle, er ist ein Nichts. Leichtes Spiel also, in die Rolle eines Nichts zu schlüpfen. Erst recht, wenn man, wie beim Brotbäcker im Hunsrück, auch noch eine Art Mundschutz im Gesicht hatte. Da sieht man gar nichts mehr vom eingeschmuggelten Wallraff. Und der Verfassungsschutz, so grinst der Kölner Journalist, der habe ihm mal attestiert, er habe ein „schwer zu observierendes Allerweltsgesicht“. Na bestens! Im Augenblick, so bekennt Wallraff, sei er wieder verdeckt unterwegs, eine ganz heikle Sache, nichts könne er dazu andeuten. Weswegen er den Auftritt bei den Duisburger Akzenten eigentlich gar nicht machen wollte. Er habe es dann aber aus Freundschaft zu Ali Houzi getan. Ali besucht Ali. Bei der neuen Undercover-Aktion, sagt Wallraff, da habe ihn selbst seine Tochter nicht mehr erkannt. Die Maskerade sei einfach perfekt.

Eine Gewerkschaft-Stiftung müsste her …
Wallraff liest aus seiner Reportage, die er zum 1. Mai für „Die Zeit“ geschrieben hat, berichtet den Duisburger Zuhörern eindrucksvoll aus der „Brötchenhölle“ im Hunsrück; sein Text ist schnörkellos, seine Rede wirkt leicht gehetzt, keine Zeit für eitle Kapriolen, so als ob seine Enttarnung gerade bevor stehe. Soviel hat der Mann mitzuteilen. Er berichtet von elenden Verbrennungen an Händen und Armen mit heißen Backblechen, von Einschüchterungen, Angst und Schimmelpilz, alles für das tägliche Billig-Brötchen für Lidl. Seine Botschaft an das Duisburger Publikum: Nicht nur was ein Brötchen kostet und wie es schmeckt, darf den Menschen interessieren, sondern auch unter welchen Arbeitsbedingungen es in die Tüte gelangt ist. Und er zitiert Heinrich Böll: „Es müsste viele Wallraffs geben“ hatte der einmal gesagt. Wenn ganze Heerscharen von Enthüllern durch die Lande ziehen würden, aufdeckten, wo die Rechte der Menschen am Arbeitsplatz, die doch Menschenrechte seien, mit den Füßen getreten werden, müsste am Ende eine bessere Gesellschaft herauskommen. Eine Gewerkschafts-Stiftung, so sinniert Wallraff, könnte so etwas organisieren. Junge Journalisten könnten bei Firmen anheuern, nachschauen, was da los ist, und dann aufdecken, berichten, anklagen. So wie er es tut, seit einer Ewigkeit.

© 2008 Stefan Endell

Rückblick 2008: Journalisten-Treff mit Peter Merseburger

Von Merseburger gespiegelt
Ex-Panorama-Chef und ehemaliger Spiegel-Redakteur stellte seine Augstein-Biografie vor.

Stefan Endell begrüßt Peter Merseburger
Stefan Endell begrüßt Peter Merseburger

Wo denn er während der berühmt-berüchtigten Hausdurchsuchung der Spiegel-Redaktion im Oktober 1962 gewesen sei, wurde Peter Merseburger am Dienstag nach seiner Lesung in der Zentralbliothek gefragt. Diese Frage hatte der Mann, der einige Jahre in der Hamburger Spiegelredaktion gearbeitet hatte, bevor er dann als „Panorama”-Moderator und TV-Korrespondent zu den bekanntesten deutschen Journalisten zählte, erwartet.

Er schmunzelt und erzählt seine Anekdote: Die Spiegel-Affaire habe er – mitten in der Kuba-Krise – im fernen Havana erlebt. „Wir hockten mit ein paar Kollegen aus Europa im Hotel und warteten darauf, dass die Amerikaner einmarschierten. Plötzlich ,” so Merseburger, „sagt da ein Kollegen zu mir „Hör mal, ich glaube deine Zeitung zu Hause, die gibt es gar nicht mehr.”

Wer die ganze Geschichte, voll reicher Detals und interessanter Einschätzungen erfahren will, der muss sich die Biografie kaufen, die Peter Merseburger (Jg. 1928) über den Spiegel-Herausgeber Rudolf Augstein geschrieben hat. Am vergangenen Dienstag lieferte er auf Einladung des Vereins für Literatur und Kunst und des Pressevereines Niederrhein-Ruhr daraus eine Lese-Kostprobe ab.

Peter Merseburger
Peter Merseburger. Foto: Stefan Endell

Einhundert interessierte Zuhörer erfuhren bekannte aber auch gänzlich unbekannte Seiten des „Spiegel“-Machers, der 2002 im Alter von 79 Jahren starb. Zum Beispiel, dass Augstein während der Spiegel-Affaire alles andere als eine heroische Figur abgab. Ja Augstein versuchte sich sogar aus der Verantwortung zu winden („…habe den Artikel vor der Veröffentlichung gar nicht gekannt…”). Aus der U-Haft schreibt er einen Artikel über das Alte Testament. „Das hat die völlig verunsicherte Spiegel-Redaktion auch nicht gerade aufgerüttelt”, spottet Merseburger. Die öffentliche Zuwendung machte den „Spiegel” am Ende gleichwohl zum moralischen Sieger, er mutiert endgültig zum „Sturmgeschütz der Demokratie” und die Menschen begannen, dem Obrigkeitsstaat den Rücken zuzukehren.

Augstein, der junge Katholik aus der Hannoveraner Bürgerfamilie, der 23-jährige rotzfreche Journalist, der den Langmut der britischen Besatzungsmacht bis aufs Äußerste ausreizte, Augstein, der FDP-Politiker, der Machtmensch, der Realist und Zyniker – all diese Figuren beleuchtet Merseburger in seinem Besuch, skizzierte Merseburger bei seiner hoch interessanten Lesung. Allein – der Abend verging zu schnell.

© 2008 Stefan Endell

Rückblick 2007: Journalisten-Treff mit Heiko Engelkes

Neugier auf den Mann vor der Paris-Tapete
Heiko Engelkes, Ex-ARD-Paris-Korrespondent war zu Gast beim „3. Journalistentreff“ des DJV Duisburg.

Thomas Münten spricht mit Heiko Engelkes
Thomas Münten spricht mit Heiko Engelkes
„Ich war nie einer von jenen bedingungslosen Frankophilen“, sagt jener Mann, der jahrzehntelang der deutschen Fernsehnation tiefe Einblicke in die politische und gesellschaftliche Gemütslage unseres französischen Nachbarn gegeben hat. Er sei zufällig an diese Position gekommen, die ihn aber dann gepackt habe. Dieses Bekenntnis machte Heiko Engelkes, langjähriger ARD-Frankreich-Korrespondent, seit ein paar Jahren bereits außer Diensten, beim 3. Journalistentreff des Pressevereines Niederrhein-Ruhr in der Zentralbibliothek.

Wer ist denn Segolene?
Zum zweiten Mal hatte die Deutsch-Französische Gesellschaft zusammen mit der Stadtbibliothek, der Deutsch-Frz. Gesellschaft Duisburg und dem Verein für Literatur und Kunst zur „Französischen Woche“ geladen, die mit einer Reihe von gut besuchten Veranstaltungen an den Jahrestag des historisch gewordenen 22. Januars 1963 erinnerten: An diesem Tag unterzeichneten Adenauer und de Gaulle den so genannten Elysee-Vertrag, den Deutsch-Frz. Freundschaftsvertrag, der im Rückblick als ein Grundstein und Modell zugleich für eine gelungene Versöhnung von einst bitter verfeindeten Nationen angesehen wurde.

kringsGut hundert Besucher waren neugierig auf den Mann, den sie nur von der Mattscheibe vor der „Paris-Tapete“ kannten: aus der Tagesschau, den Tagesthemen oder aus unzähligen TV-Sondersendungen über Gipfeltreffen der Staats- und Regierungschefs, oder über Lady Dianas tragischen Tod in Paris, über die Grimaldis in Monaco oder über die Filmfestspiele von Cannes.

Zu Gast in Duisburg plauderte Engelkes im Gespräch mit WDR-Mann Thomas Münten wunderbar informativ über Deutsch-Französisches („Die deutsche Presse wird in Frankreich nicht wirklich wahrgenommen, das Fernsehen mit seinen Bildern wird etwas ernster genommen.“) und über rein Französisches. Im April küren die Franzosen ihr neues Oberhaupt („Der Präsident von Frankreich ist mächtiger als irgendein Diktator auf dieser Welt“). Nicht umsonst hat er sein jüngstes Buch „König Jacques“. genannt.

engelkes_200Engelkes ordnete ein: Wer ist eigentlich Sarkozy, wer diese Segolene Royal? Er schilderte spannende Momente aus einem ereignisreichen Journalistenleben, zum Beispiel die für einen TV-Mann enorm hektischen Stunden und Tage nach dem spektakulären Tod von Lady Di.

© 2007 Stefan Endell

Rückblick 2006: Brüssel-Informations-Fahrt

Hinter den Kulissen von Europa

bruessel1Ein Dutzend Mitglieder des Pressevereines begaben sich zu einer EU- und NATO-Informationsfahrt nach Brüssel – und trafen dabei den Dalai Lama.

Am Vormittag gibt der Dalai Lama eine Pressekonferenz, am Nachmittag spricht der belgische Premier Guy Verhofstadt vor dem EU-Parlament über die Zukunft Europas. Hinter den Kulissen wird mit Ägypten über Handelsabkommen gefeilscht und mit der NATO über Kompetenzen bei internationalen Friedensmissionen. Mittendrin ein Dutzend Journalistinnen und Journalisten vom Niederrhein, die sich berauschen lassen von internationalem Flair in der Brüsseler EU-Zentrale und dem Stimmengewirr aus über 20 Übersetzerkabinen.

bruessel2Aber was hat EU-Außenpolitik mit Lokaljournalismus zu tun? Dieser Frage spürte der Presseverein Niederrhein-Ruhr an zwei Tagen in Brüssel nach. Die Reise, organisiert von der Friedrich-Ebert-Stiftung und dem Büro des EU-Parlamentariers Klaus Hänsch, brachte überraschende Einsichten.

Etwa die: Europa ist viel weiter, als daheim wahrgenommen wird. Während in Deutschland die EU-Osterweiterung noch nicht verdaut ist, knüpft Brüssel längst schon Kontakte mit Marokko oder Aserbaidschan, um rund um die EU einen Ring von politischen und wirtschaftlichen Partnern zu bilden. Die neutrale Schweiz ist über ein Dutzend Verträge fest in das EU-Geflecht eingebunden und gilt sogar als Netto-Beitragszahler.

bruessel3Während die EU von daheim aus oft als unübersichtlicher, Geld verschlingender und ineffizienter Moloch wahrgenommen wird, trifft man in Brüssel auf Optimisten, die an einer Vision europäischer Zukunft arbeiten. „Wir vertreten 450 Millionen Menschen in der EU – mehr als in den USA und Russland zusammen leben“, so Ralph Kaessner, Referent beim EU-Ministerrat. Die EU werde künftig politisch und wirtschaftlich eine stärkere Rolle spielen.

bruessel4Doch bei aller Europa-Euphorie: Warum nehmen die Akteure in Brüssel die Menschen in ihren Mitgliedsstaaten so wenig mit? Darum drehte sich auch die Diskussion mit dem Düsseldorfer EU-Abgeordneten Klaus Hänsch (SPD), 1994 bis 1997 Präsident des Europäischen Parlamentes. Während die EU-Politiker gerne beklagen, mit ihren Themen in den Heimatredaktionen kein offenes Ohr zu finden, verlangte die Journalistenrunde vom Niederrhein nach mehr Impulsen.

Denn EU-Themen wie Wirtschafts- und Verkehrspolitik, der Kampf gegen organisierte Kriminalität oder die Zukunft der Energieversorgung, lassen sich problemlos und spannend auf die lokalen Verhältnisse herunter brechen. Die alte angelsächsische Regel „all politics is local“ gilt auch auf EU-Ebene. Fazit: Hier können Presse und Politik mehr aufeinander zugehen und voneinander lernen.

bruessel5Die Bilanz nach zwei Tagen Brüssel war einhellig: Es hat sich mehr als gelohnt, über den lokalen Tellerrand hinaus zu schauen und sich den Kopf frei blasen zu lassen. Bei nächster Gelegenheit wollen die beteiligten Journalistinnen und Journalisten den Austausch auf anderer Ebene – zum Beispiel mit der Bundespolitik – fortsetzen.

© 2006 Michael Jung

Rückblick 2006: Journalisten-Treff mit Franz Alt

Ein Prediger bei den Akzenten
Gut zweihundert Zuhörer kamen in die Zentralbibliothek, um Franz Alt, den ehemaligen TV-Journalisten und Ex-„Report“-Chef zu erleben.

franzaltEs war schon früher ein Vergnügen, den TV-Journalisten Franz Alt zu erleben. Damals als er noch regelmäßig auf der Mattscheibe erschien, wo er mit spitzbübischem Lächeln, wortgewaltig und streitbar, aus Baden-Baden das ARD-Magazin „Report“ moderierte. Und für Meinungsvielfalt in betonierter TV-Einfalt sorgte.

Am Dienstag Abend konnte man ihn zwei Stunden lang in der Zentralbibliothek erleben. Dort war er auf Einladung des Vereins für Literatur und Kunst und des Pressevereines Niederrhein-Ruhr zu Gast bei den „Akzenten“. Und gut zweihundert Zuhörer kamen herbei, um sich selber ein Bild zu machen von einem Mann, den sie bislang nur von Bildern kannten.

Der Christenmensch und studierte Theologe, mittlerweile 68 Jahre alt und nicht mehr fest in Diensten des Fernsehens, aber regelmäßiger Gast auf Kirchentagen, nachgefragter Vortragsreisender links und rechts des Äquators, Prediger in Sachen „Schöpfung bewahren“, hatte keine Mühe, sein Publikum zu faszinieren. In Windeseile, oder sagen wir besser „in Windeskraft-Eile“.

Stefan Endell begrüßt die Gäste des Journalisten-TreffsVordergründig ging es um sein neues Buch „Eine bessere Welt ist möglich – Ein Marshallplan für Arbeit, Entwicklung und Freiheit“, das er zusammen mit Rupert Neudeck und Rosi Gollmann geschrieben hat. Hintergründig ging es um alles; um unser (Über-)Leben auf diesem Planeten, um einen fairen Ausgleich zwischen Arm und Reich, um die Fähigkeit sich zukunftsfähig zu machen. Täglich, so Alt, sterben auf der Welt 26 000 Kinder an Unterernährung, aber in Deutschland streitet man über das Dosenpfand, baut VW den benzinfressenden, idiotischen „Phaeton“ und der Bundesbürger jammert und jammert und macht Bürgerinitaitiven gegen die Windkraft, weil die Räder so hässlich seien. Deutschland liegt in „Oberjammergau“ wie Franz Alt spottete.

Beispiel: Die Energiefrage. „Es gibt kein Energieproblem auf die Welt, wir haben nur ein Brett vorm Kopf, wir kaufen teures Erdöl und wir ignorieren die Sonne, die Erdwärme, die Biomasse, Wind und Wasser. Energie ist im Überfluss da, wir müssen sie nur nutzen.“Zwei Stunden dauerte die Altsche Öko-Politik-Moral-Predigt. Am Ende war das Publikum total erschöpft und doch erfrischt zugleich.

© 2006 Stefan Endell