„Warum durften wir nicht mit WDR2 älter werden?“ Von Petra Grünendahl
„Früher haben die Radio-Redakteure eher gemacht, was sie selber interessierte. Heute fragt man: ‚Interessiert es Susanne und Andreas?’, denn wenn es der Zielgruppe nicht gefällt, sinken die Quoten“, plauderte Tom Hegermann aus dem Nähkästchen. Früher moderierte er bei WDR2: Das Programm wurde aber musikalisch immer „mainstreamiger“ (der Computer sucht heute die Musik aus), Wortbeiträge kürzer. Der Zuschnitt wurde auf ein jüngeres Publikum ausgerichtet: 29 bis 49 Jahre heißt die Zielgruppe, obwohl die Hörerschaft immer noch etwas über die Altersklasse liegt. Journalistisch war das für Hegermann ebenso wie für Uwe Schulz, dem zweiten Podiumsgast und ebenfalls viele Jahre WDR2-Moderator, immer weniger interessant. Beide wechselten zu WDR5, um wieder anspruchsvolleres Radio machen zu können. „Obwohl sie mir noch eine neue Sendung auf WDR2 angeboten haben“, so Schulz. „Man wollte uns nicht mit unserem Sender zusammen älter werden lassen“, bedauerten die beiden Moderatoren. Der Wechsel war die logische Konsequenz.
Ins Café im Stadtfenster hatte der Presseverein Niederrhein-Ruhr, Ortsverein des DJV (Deutscher Journalisten-Verband) in Duisburg, zu einer Talkshow den Radio-Moderatoren Tom Hegermann und Uwe Schulz eingeladen: Der Ortsvereinsvorsitzende Thomas Münten führte das Gespräch. Hintergründig und kurzweilig gestalteten die erfahrenen Sprecher – auch Moderator Münten hatte Radio gemacht, bevor er zum Fernsehen ging – die Veranstaltung im gut besuchten Bibliothekscafé an der Steinschen Gasse.
Thomas Münten versprach zum Abschluss eine Weiterführung der Veranstaltungsreihe, die als „Journalisten-Treff“ schon früher Publikum ins Lesecafe der alten Stadtbücherei an der Düsseldorfer Straße gezogen hatte. Ein guter Anfang ist gemacht: Publikumsresonanz und Fragen an das Podium zeigten, dass eine solches Veranstaltungsformat Zukunft hat.
Journalistentreff: Vom Informationsradio zur Dudelwelle – geht Radio nur noch so?
Uwe Schulz und Tom Hegermann zählten zu den bekanntesten Stimmen des WDR. Jahrzehntelang haben sie den Sound von WDR 2 als Moderatoren mitgeprägt. Auf der Bühne in der Stadtbibliothek im Stadtfenster präsentiert der Fernsehjournalist Thomas Münten, Vorsitzender des DJV (Deutscher Journalisten-Verband) in Duisburg, im Gespräch die Radiojournalisten und Moderatoren Uwe Schulz und Tom Hegermann.
Beide haben sich freiwillig von der beliebtesten Hörfunkwelle des WDR, WDR 2, verabschiedet. Über ihre Beweggründe, was das Radio heute anderes ist als noch vor zehn Jahren und wohin der Weg des Radios führt, aber auch, wie Journalisten mit den „Lügenpresse“-Vorwürfen umgehen können, was Fake News und ihre Akzeptanz in der Gesellschaft verändern, reden beide beim Journalistentreff des DJV Ortvereins Duisburg, zu dem alle interessierten Bürger herzlich eingeladen sind.
Der Presseverein Niederrhein-Ruhr, DJV-Ortsverein in Duisburg, lässt mit dem Journalistentreff eine Veranstaltung wieder aufleben, die auf viele Jahre Tradition in der alten Stadtbibliothek im Europa-Haus zurückblicken kann. Im Januar 2012 hatte der letzte Journalistentreff stattgefunden. Am Freitag, 19. Januar, macht der DJV Duisburg um 20 Uhr auf der Bühne der Stadtbibliothek im Stadtfenster an der Steinschen Gasse einen neuen Anlauf. Karten sind in der Zentralbibliothek zum Preis von 5 Euro erhältlich. Während der Veranstaltung sorgt das Cafe der Bibliothek für Getränke und Snacks.
Tom Hegermann
Geboren 1960 in Duisburg. Hegermann studierte Politik, Geschichte, Amerikanistik und Journalismus an der Gesamthochschule Duisburg und der American University in Washington D.C. 1984 begann er als freier Journalist. Erst hat er geschrieben. Dann gesprochen. Schließlich moderiert. Denn je länger er als Journalist gearbeitet hat, desto spannender fand er das Gespräch, das Live-Interview mit Politikern und Managern. Mit Wissenschaftlern und Entdeckern. Mit Wortkargen und Wortgewaltigen. Mit Introvertierten und Extrovertierten. Genau das ist inzwischen in vielfacher Hinsicht sein eigentlicher Job. Er bringt Menschen miteinander ins Gespräch. Und bringt Menschen bei, wie das geht, die Kommunikation in der Öffentlichkeit. Und ab und an macht er auch noch ein wenig Radio. Nach vielen Jahren bei WDR 2 jetzt bei WDR 5. In der Wirtschaftssendung Profit.
Uwe Schulz
Aus´m Revier ins Radio. Bei der Schülerzeitung „Zentrifuge“ am Gymnasium Bergkamen entdeckte Uwe Schulz seine Leidenschaft für den Journalismus. Heute ist er Moderator bei WDR 5 – und fühlt sich beim Radio sichtlich wohl. Er tut das, was er eigentlich nie tun wollte und erzielt sogar noch treffliche Erfolge damit: Irgendwann stellte er dann fest, dass das, was er da schreibt, auch anderen Spaß macht und gefällt. Nur zum Radio, das wollte er nie. Das Entscheidende war, dass sein Weg in den Journalismus ihn über das Studium führen sollte. Schulz, dessen größtes Hobby seine Ehefrau ist (die hat kurioserweise zwei Jahrzehnte fast direkt neben seinem Elternhaus in Bergkamen gewohnt und dennoch sind sich die beiden damals nie über den Weg gelaufen), ist bekennender Shopping-Mann, der auch gerne durch die Kerzenabteilung bei Ikea schlendert. Hat er Zeit, macht er gerne alles zwischen „gammeln und Lieblingsfilme gucken“, steigt aufs Mountainbike oder liest – am liebsten sachorientierte Bücher. Er ist außerdem „ein Kind lutherischer Prägung und ein Fan von Dietrich Bonhoeffer.“ Schulz ist auch als Autor des Bestsellers: „Nur noch eine Tür: Letzte Gespräche an der Schwelle des Todes“ erfolgreich.
Gastgeber ist der Vorsitzende des Pressevereins Niederrhein-Ruhr, Ortsverein des DJV in Duisburg, Thomas Münten. Er absolvierte sein Volontariat bei der Westdeutschen Allgemeinen Zeitung (WAZ), und wechselte 1990 im Anschluss daran zum Lokalfunksender Radio K.W. Bereits 1991 wurde er Chefredakteur von Radio EN. 1994 wechselte Münten zum WDR-Fernsehen in Düsseldorf, moderierte von 2000 bis 2004 die Lokalzeit Bergisch Land und arbeitete bis 2009 für die Aktuelle Stunde. Im März 2009 ging er zum ZDF: Dort arbeitet er für das Landesstudio Nordrhein-Westfalen in Düsseldorf. Weitere Tätigkeiten erfolgen beim Fernsehmagazin Frontal21 in Berlin. Im August 2017 deckte Münten gemeinsam mit Heiko Rahms, Ulrich Stoll und dem Recherchenetzwerk CORRECTIV auf, dass der Parteivorsitzende der AfD, Jörg Meuthen, während des Landtagswahlkampfes in Baden-Württemberg erhebliche Parteispenden aus der Schweiz angenommen hat, ohne sie anzugeben und darüber gegenüber der Organisation „lobbycontrol“ und der Bundespressekonferenz gelogen hatte. Münten ist als Gastdozent für investigativen Journalismus an der Universität Passau tätig.
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