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Rückblick 2006: Brüssel-Informations-Fahrt

Hinter den Kulissen von Europa

bruessel1Ein Dutzend Mitglieder des Pressevereines begaben sich zu einer EU- und NATO-Informationsfahrt nach Brüssel – und trafen dabei den Dalai Lama.

Am Vormittag gibt der Dalai Lama eine Pressekonferenz, am Nachmittag spricht der belgische Premier Guy Verhofstadt vor dem EU-Parlament über die Zukunft Europas. Hinter den Kulissen wird mit Ägypten über Handelsabkommen gefeilscht und mit der NATO über Kompetenzen bei internationalen Friedensmissionen. Mittendrin ein Dutzend Journalistinnen und Journalisten vom Niederrhein, die sich berauschen lassen von internationalem Flair in der Brüsseler EU-Zentrale und dem Stimmengewirr aus über 20 Übersetzerkabinen.

bruessel2Aber was hat EU-Außenpolitik mit Lokaljournalismus zu tun? Dieser Frage spürte der Presseverein Niederrhein-Ruhr an zwei Tagen in Brüssel nach. Die Reise, organisiert von der Friedrich-Ebert-Stiftung und dem Büro des EU-Parlamentariers Klaus Hänsch, brachte überraschende Einsichten.

Etwa die: Europa ist viel weiter, als daheim wahrgenommen wird. Während in Deutschland die EU-Osterweiterung noch nicht verdaut ist, knüpft Brüssel längst schon Kontakte mit Marokko oder Aserbaidschan, um rund um die EU einen Ring von politischen und wirtschaftlichen Partnern zu bilden. Die neutrale Schweiz ist über ein Dutzend Verträge fest in das EU-Geflecht eingebunden und gilt sogar als Netto-Beitragszahler.

bruessel3Während die EU von daheim aus oft als unübersichtlicher, Geld verschlingender und ineffizienter Moloch wahrgenommen wird, trifft man in Brüssel auf Optimisten, die an einer Vision europäischer Zukunft arbeiten. „Wir vertreten 450 Millionen Menschen in der EU – mehr als in den USA und Russland zusammen leben“, so Ralph Kaessner, Referent beim EU-Ministerrat. Die EU werde künftig politisch und wirtschaftlich eine stärkere Rolle spielen.

bruessel4Doch bei aller Europa-Euphorie: Warum nehmen die Akteure in Brüssel die Menschen in ihren Mitgliedsstaaten so wenig mit? Darum drehte sich auch die Diskussion mit dem Düsseldorfer EU-Abgeordneten Klaus Hänsch (SPD), 1994 bis 1997 Präsident des Europäischen Parlamentes. Während die EU-Politiker gerne beklagen, mit ihren Themen in den Heimatredaktionen kein offenes Ohr zu finden, verlangte die Journalistenrunde vom Niederrhein nach mehr Impulsen.

Denn EU-Themen wie Wirtschafts- und Verkehrspolitik, der Kampf gegen organisierte Kriminalität oder die Zukunft der Energieversorgung, lassen sich problemlos und spannend auf die lokalen Verhältnisse herunter brechen. Die alte angelsächsische Regel „all politics is local“ gilt auch auf EU-Ebene. Fazit: Hier können Presse und Politik mehr aufeinander zugehen und voneinander lernen.

bruessel5Die Bilanz nach zwei Tagen Brüssel war einhellig: Es hat sich mehr als gelohnt, über den lokalen Tellerrand hinaus zu schauen und sich den Kopf frei blasen zu lassen. Bei nächster Gelegenheit wollen die beteiligten Journalistinnen und Journalisten den Austausch auf anderer Ebene – zum Beispiel mit der Bundespolitik – fortsetzen.

© 2006 Michael Jung

Rückblick 2006: Journalisten-Treff mit Franz Alt

Ein Prediger bei den Akzenten
Gut zweihundert Zuhörer kamen in die Zentralbibliothek, um Franz Alt, den ehemaligen TV-Journalisten und Ex-„Report“-Chef zu erleben.

franzaltEs war schon früher ein Vergnügen, den TV-Journalisten Franz Alt zu erleben. Damals als er noch regelmäßig auf der Mattscheibe erschien, wo er mit spitzbübischem Lächeln, wortgewaltig und streitbar, aus Baden-Baden das ARD-Magazin „Report“ moderierte. Und für Meinungsvielfalt in betonierter TV-Einfalt sorgte.

Am Dienstag Abend konnte man ihn zwei Stunden lang in der Zentralbibliothek erleben. Dort war er auf Einladung des Vereins für Literatur und Kunst und des Pressevereines Niederrhein-Ruhr zu Gast bei den „Akzenten“. Und gut zweihundert Zuhörer kamen herbei, um sich selber ein Bild zu machen von einem Mann, den sie bislang nur von Bildern kannten.

Der Christenmensch und studierte Theologe, mittlerweile 68 Jahre alt und nicht mehr fest in Diensten des Fernsehens, aber regelmäßiger Gast auf Kirchentagen, nachgefragter Vortragsreisender links und rechts des Äquators, Prediger in Sachen „Schöpfung bewahren“, hatte keine Mühe, sein Publikum zu faszinieren. In Windeseile, oder sagen wir besser „in Windeskraft-Eile“.

Stefan Endell begrüßt die Gäste des Journalisten-TreffsVordergründig ging es um sein neues Buch „Eine bessere Welt ist möglich – Ein Marshallplan für Arbeit, Entwicklung und Freiheit“, das er zusammen mit Rupert Neudeck und Rosi Gollmann geschrieben hat. Hintergründig ging es um alles; um unser (Über-)Leben auf diesem Planeten, um einen fairen Ausgleich zwischen Arm und Reich, um die Fähigkeit sich zukunftsfähig zu machen. Täglich, so Alt, sterben auf der Welt 26 000 Kinder an Unterernährung, aber in Deutschland streitet man über das Dosenpfand, baut VW den benzinfressenden, idiotischen „Phaeton“ und der Bundesbürger jammert und jammert und macht Bürgerinitaitiven gegen die Windkraft, weil die Räder so hässlich seien. Deutschland liegt in „Oberjammergau“ wie Franz Alt spottete.

Beispiel: Die Energiefrage. „Es gibt kein Energieproblem auf die Welt, wir haben nur ein Brett vorm Kopf, wir kaufen teures Erdöl und wir ignorieren die Sonne, die Erdwärme, die Biomasse, Wind und Wasser. Energie ist im Überfluss da, wir müssen sie nur nutzen.“Zwei Stunden dauerte die Altsche Öko-Politik-Moral-Predigt. Am Ende war das Publikum total erschöpft und doch erfrischt zugleich.

© 2006 Stefan Endell

Rückblick 2005: Kamingespräch im Haus der Unternehmer

Die Experten waren (v.r.) Fritz Gisk, Geschäftsführer der Duisburger Arbeitsagentur, Sieghard Schilling, Geschäftsführer des Diakoniewerkes Duisburg sowie Thomas Keuer, Bezirkssekretär der Gewerkschaft verdi
Die Experten waren (v.r.) Fritz Gisk, Geschäftsführer der Duisburger Arbeitsagentur, Sieghard Schilling, Geschäftsführer des Diakoniewerkes Duisburg sowie Thomas Keuer, Bezirkssekretär der Gewerkschaft verdi
KAMINGESPRÄCHE
… heißt eine neue Gesprächsreihe, die der Presseverein Niederrhein-Ruhr (Duisburg) zusammen mit der Unternehmerverbandsgruppe aufgelegt hat. Am 15. März trafen sich im „Haus der Unternehmer“ Mitglieder des Pressevereines sowie Mitglieder des Unternehmerverbandes, um „off the records“ und in freier Rede mit eingeladenen Experten über das aktuelle Thema „Hartz IV“ zu reden. Die Experten waren Fritz Gisk, Geschäftsführer der Duisburger Arbeitsagentur, Sieghard Schilling, Geschäftsführer des Diakoniewerkes Duisburg sowie Thomas Keuer, Bezirkssekretär der Gewerkschaft verdi. Nach der Zusammenlegung von Sozialhilfe mit der Arbeitslosenhilfe werden in Duisburg 42.000 Arbeitslose gezählt. Die Einführung des ALGII, so die einhellige Meinung an diesem Abend, sei richtig gewesen, doch – und hier wurde interessant kontrovers gesprochen – kann man vom Prinzip des Förderns und Forderns tatsächlich arbeitsmarktpolitische Effekte erwarten? In Duisburg, so erinnerte Verdi-Sekretär Keuer, stünden einer offenen Stelle 39 Arbeitssuchende gegenüber, in NRW seien es 16, in Deutschland seien es 13 Suchende. Während die Bundesregierung in den fünf neuen Ländern bei exakt vergleichbarer „Duisburger Lage“ wie selbstverständlich Arbeitsmarktprogramme auflege, sei davon im Westen der Republik keine Rede. Wieso eigentlich? Vertreter der Wirtschaft wie der Presse waren beide gleichermaßen angetan von einer anregenden Begegnung mit interessanten Menschen und Meinungen. Die Duisburger Kamingespräche werden mit anderen Themen und anderer Besetzung im „Haus der Unternehmer“ fortgesetzt.

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Rückblick 2003: Journalisten-Treff mit Gerd Ruge

ruge1_579Gerd Ruge … unterwegs in Duisburg
Von Sonja Volkmann NEUE RUHR ZEITUNG, 20. Februar 2003

Gerd Ruge – ein Name, der seit Jahrzehnten für feinste journalistische Analyse und bewegende Reportagen steht. Unzähligen Fernsehzuschauern hat der bekannte „TV-Dino“ bereits Einblicke in die Wohnzimmer russischer Dorfbewohner oder die Cafes von Pristina gewährt. Jetzt war der mittlerweile 74-jährige Ausnahmejournalist zu Gast beim ersten „Journalisten-Treff“ in der Duisburger Zentralbibliothek an der Düsseldorfer Straße.

Mit Ruge als prominentem Gesprächsgast hatte der Presseverein Niederrhein Ruhr einen fulminanten Auftakt zu dieser neuen Talk- und Vortragsreihe. Etwa 150 Zuhörer – die meisten von ihnen Nichtjournalisten – lauschten gebannt den Erzählungen Ruges.

ruge_2Zwar etwas nuschelnd, aber einfühlsam, bildhaft und zuweilen mit einem Schuss gut verträglichem Humor schilderte der ehemalige China-, Russland- und Amerika-Korrespondent, Chefredakteur und Redaktionsleiter packende Erlebnisse von seinen zahlreichen Auslandsreisen. WDR-Moderator Thomas Münten entlockte dem Fernseh-Urgestein auch so manche interessante Kleinigkeit. „Es war schon eine schwierige Art zu arbeiten, aber sehr spannend“, erinnerte sich Ruge an seine Anfangszeit in Moskau in den 50er Jahren, als der KGB jeden seiner Schritte verfolgte.

ruge_3Angst habe er schon oft gehabt, erzählt er. Aber nicht um sich. Er habe das jeweilige Land schließlich immer verlassen können. Vielmehr habe er sich um seine Kollegen gesorgt, die im Lande bleiben mussten. „Eine bewegende Zeit“, sinnierte der Dinosaurier der Auslandsreportage.

ruge_4Gerd Ruge hat im Laufe seiner Berufsjahre wahrlich viel gesehen. Not, Elend, Leid und Tod. Aber auch die kleinen, die schönen Momente. In den zwei Stunden in Duisburg hat er davon nur einen klitzekleinen Ausschnitt erzählen können. Den Zuhören zeigte sich der Journalist im Ruhestand, der „als Rentner versagt hat“, wie es in dem kleinen Eingangsfilm gesagt wurde, als ein sympathischer, weltoffener Reisender. Ein Reisender, dem daran liegt, dass seine Zuschauer verstehen, was in den Ländern, die er besucht hat, und hauptsächlich mit den Menschen dort geschieht.

ruge_5Der „Journalist der alten Schule“ hat „seinen“ Gästen ein Stück jener magischen Leidenschaft gezeigt, von der Stefan Endell, Vorstandsmitglied des Pressevereins, in seiner Begrüßung gesprochen hatte. Eine Leidenschaft, aus „dem Beruf nicht rauszukommen“, wie Ruge sagt. Eine Leidenschaft, wegen der es abends keinen Feierabend gibt. Und eine Leidenschaft, die den Vollblutreporter auch heute noch umtreibt, die auf jeden Film, der eigentlich der letzte sein sollte, einen neuen folgen lässt. Seine neuesten Erkundungen zeigt die ARD kurz vor Ostern. Dieses Mal war Ruge in Afghanistan. „Es hat mich irgendwie interessiert, was da passiert.“ So einfach ist die Erklärung dafür, dass der Ruheständler nicht zur Ruhe kommt.

© 2003 Sonja Volkmann

Rückblick 2002: Lange ist es her … Der letzte Presseball

presseball
Lange ist es her – Presseball 2002 in der alten Mercatorhalle 

Gäste ließen die Kugel rollen
Die Mercator-Halle wackelte, doch sie blieb stehen. Noch. Hans Liberg faszinierte das Publikum, Paul Kuhn sorgte für den Rhythmus, Manfred Krug sang nur zwei Lieder. „Wir geben uns die Kugel.“ Welche? Die Abrisskugel oder die Roulettekugel? Mit dem Motto richtete der Presseball in diesem Jahr den Schwerpunkt auf zwei Gesprächsthemen voller Zündstoff. Und da niemand so richtig weiß, was noch so alles kommt oder nicht, ging Rainer Zimmermann, Organisator des großen gesellschaftlichen Ereignisses, lieber auf Nummer Sicher.

Auf die Bühne der ausverkauften Mercator-Halle wagte er sich nur mit einem Sturzhelm auf dem Haupt, es hätte ja sein können, dass nach Mitternacht die Bagger rollen. Nun, Duisburgs gute Stube wackelte bedrohlich vom Samstagabend bis in den Sonntagmorgen, jedenfalls immer dann, wenn „der Mann am Klavier“, Paul Kuhn, und sein Orchester loslegten.

Das war es, was das Publikum wollte, Unterhaltung bei Live-Musik – im Foyer spielten die Bands La Cubana und Skyliners – und Spannung an den Roulettetischen der Westspiel GmbH. So richtig in Schwung bringen konnte da das Programm zunächst nicht. Zwar gab es keinen Zweifel am Können des Schubert-Quartetts aus Oberhausen. Doch der a-capella-Gesang ganz im Stil der legendären Comedian Harmonists hätte eher in den Rahmen eines kleinen Konzerts gepasst.

Schade, Manfred Krug
krug1_579Mehr versprochen haben sich einige Gäste vom Stargast des Abends, Manfred Krug. Wer sich drauf gefreut hatte, die gesangliche Seite des Top-Schauspielers und gebürtigen Duisburgers erleben zu können, sah sich enttäuscht. Nur zwei Lieder trug Krug vor, legte den Schwerpunkt seines Auftritts auf eine Lesung zweier Texte unbekannter Autoren und Auszüge aus seinem Buch. Höflicher Beifall, aber keine Forderung nach einer Zugabe.

Entertainer der Spitzenklasse
Die wollte das Publikum von Hans Liberg, dem niederländischen Entertainer der Spitzenklasse. Er kombinierte klassisches Musikkabarett mit Clownerie und Gesellschaftssatire. Einfach köstlich seine Seitenhiebe auf Landsmann Andre´ Rieu. Für Freunde der klassischen Musik war mit Morenike Fadayomi ein Glücksgriff getan.

Insgesamt war der Presseball wieder einmal ein gesellschaftliches Highlight. Größter Wunsch der Gäste: die Fortsetzung im nächsten Jahr.

© 2002 Petra Schmidt