Mit Theo Koll, ehemaliger Chef der Auslandsberichterstattung im ZDF und heute Politikexperte im ZDF Morgenmagazin und Moderator der Talkshow „phoenix persönlich“ bei Phoenix
Die Präsidentschaftswahl in den USA bestimmt das politische Geschehen in den USA. Die Republikaner haben mit Ex-Präsident Donald Trump und seiner MAGA-Bewegung („Make America Great Again“) einen Kandidaten aufgestellt, der das Land spaltet wie kein Zweiter. Steuersünder, Straftäter, Egomane, völlig egal: Seine Fans, die ihm bis heute die Lüge vom Wahlbetrug 2020 glauben, stehen hinter dem Mann, der schon versprochen hat, „am ersten Tag nach der Amtseinführung ein Diktator zu sein“ und seine Gegner ins Gefängnis zu werfen.
Lange sah es so aus, als ob Trump mit dem mittlerweile seinem Alter Tribut zollenden Joe Biden keinen ernsthaften Gegner mehr hätte. Jetzt aber tritt mit Kamala Harris und Tim Walz die nächste Generation an: Deutlich jünger, deutlich wortgewandter als Trump. Das bringt neue Spannung in den Wahlkampf: Darüber, über die europäische Rolle in der Zukunft und auch über die angespannte Lage in Frankreich wollen wir mit dem immer gut gekleideten Brillenträger und großen Journalisten Theo Koll reden.
Der Termin
Am Montag, 7. Oktober, um 20:00 Uhr (Einlass ab 19:30 Uhr) in der Stadtbibliothek Duisburg, Eintrittspreis: 6 Euro (DJV-Mitglieder frei), Tickets gibt es im VVK über den Ticket-Shop der Stadtbibliothek bei eventim oder an der Abendkasse.
Moderation: Thomas Münten, Vorsitzender des Pressevereins Niederrhein-Ruhr, dem Ortsverein des Deutschen Journalistenverbandes in Duisburg. Foto: Jens Gyarmaty / ZDF
Mehr als nur Nachrichten: Seriöse Journalisten vermitteln Zusammenhänge Von Petra Grünendahl Von links: Christian Nürnberger und Petra Gerster mit Moderator Thomas Münten beim Journalistentreff des Presseverein Niederrhein-Ruhr in Duisburg. Foto: Petra Grünendahl.„Wir waren die ‘Gatekeeper’, die die Flut an Nachrichten gefiltert, moderiert und eingeordnet haben”, erklärte die ehemalige „heute“-Moderatorin Petra Gerster. Mittlerweile verbreiten sich Nachrichten in den sozialen Medien sehr viel schneller, oftmals ohne durch einen solchen Filter zu gehen: Jeder kann „Nachrichtensender“ werden. So verbreiten sich Fake News ebenso wie Hetze oder schlichtweg Falschinformationen in Windeseile. Allzu häufig zu Empfängern, die in ihrer „Blase“ weder eine Richtigstellung erfahren noch mit gegensätzlichen Ansichten konfrontiert werden. „In Krisen haben wir viele Fernsehzuschauer zurück geholt zu den Öffentlich-Rechtlichen und zu seriöser Berichterstattung“, erzählte Gerster. „Journalisten sind nötiger denn je, um die Nachrichtenflut kompetent einzuordnen“, bestätigte auch Buchautor und Publizist Christian Nürnberger. Die sozialen Medien sorgten dafür, dass Menschen immer nur mit ihrer eigenen Meinung gefüttert werden. Damit manipuliere Facebook Meinungen und radikalisiere Nutzer, erklärte der Autor. Für die klassischen Medien, so meinte er, führe dennoch kein Weg an den sozialen Medien vorbei: „Dort erreichen sie ein Publikum, das keine Zeitung liest und nicht Fernsehen guckt.“ Nötig wäre, so Petra Gerster, Medienkompetenz in der Schule fördern: „Demokratie lebt davon, dass es die vierte Gewalt gibt, die filtert, einordnet und die Zusammenhänge vermittelt.“
Von links: Christian Nürnberger und Petra Gerster beim Journalistentreff des Presseverein Niederrhein-Ruhr in Duisburg. Foto: Petra Grünendahl.Der Presseverein Niederrhein-Ruhr hatte in Kooperation mit der Stadtbibliothek Duisburg zum Journalistentreff eingeladen. Zum Thema „Ernsthaft? Wie sich Nachrichten und ihre Wahrnehmung verändert haben“ führte Thomas Münten, Vorsitzender des Ortsvereins, ein Gespräch mit der ehemalige „heute“-Moderatorin Petra Gerster und ihrem Mann, dem freien Autor und Publizisten Christian Nürnberger. Petra Gerster volontierte nach dem Studium beim Kölner Stadtanzeiger und moderierte später die Aktuelle Stunde im WDR, bevor sie zum ZDF wechselte: Zehn Jahre lang moderierte sie das Frauenmagazin Mona Lisa, von 1998 bis Mai 2021 war sie dann als Hauptmoderatorin der „heute“-Nachrichten um 19 Uhr zu sehen. Christian Nürnberger war Physiklaborant, vier Jahre bei der Bundeswehr und studierte vier Semester evangelischen Theologie, Philosophie und Pädagogik. Dann absolvierte er die Henri-Nannen-Schule (Journalistenschule) und begann seine journalistische Laufbahn als Lokalreporter bei der Frankfurter Rundschau. „Zwei spannende Menschen“, versprach Thomas Münten vor der Podiumsdiskussion im Café der Stadtbibliothek. Nach der Geburt des ersten Kindes übernahm Nürnberger den Haushalt und Kinderbetreuung, lange bevor die Elternzeit auch für Männer hoffähig wurde. „Ich dachte damals, ich könnte Bücher schreiben, wenn die Kinder schlafen. Aber es hat dann Jahre gedauert, bis es so weit war“, erzählte der Publizist.
Sprache spiegelt Veränderungen in der Gesellschaft
Bücher schreiben die Beiden auch immer wieder gemeinsam. Ihr neuestes Buch „Vermintes Gelände“ beschäftigt sich mit der Sprache und wie sie das Bewusstsein der Gesellschaft und ihren kontinuierlichen Wandel abbildet. Nachdem Gerster als Moderatorin schon immer beide Geschlechter angesprochen hatte, fing sie in den letzten Monaten als „heute“-Moderatorin an zu gendern: So weit, so gut. Erst als die taz darüber berichtet hatte, brach ein Shitstorm los, der sie mit Hass-Mails und Drohbriefen konfrontierte. „Die Gesellschaft hat sich geändert und das müssen wir in der Sprache transportieren“, betonte Gerster. Jetzt werde auch über Dinge geredet, die früher kein Thema waren: „Dass Worte Menschen verletzen, wie zum Beispiel ‚Zigeuner’ die Sinti und Roma“, erklärte Nürnberger. Man solle Worte auch aus der Perspektive des anderen sehen und sich bewusst machen, welche Wörter problematisch sein können: „Das ist aber kein Grund, mit Hass zu reagieren“, so Nürnberger.
Gerster kritisierte, dass sich die Vielfalt der Gesellschaft nicht überall widerspiegle: Im Fernsehen kämen als Experten Menschen zu Wort, die immer noch überwiegend weiß und männlich seien, obwohl die Gesellschaft und damit auch die Fachwelt weiblicher und sehr viel diverser geworden sei: „Mehr Recherche ist nötig, wer noch kompetent Auskunft geben kann: Damit nicht immer nur die gleichen Männer vor der Kamera stehen.“
Meinungsaustausch über die Zusammenarbeit Von Petra Grünendahl Polizeipressesprecher Stefan Hausch im Gespräch mit Journalisten. Foto: Petra Grünendahl.„Als ich im März nach sechs Jahren in die Pressestelle zurückkehrte, war ich erschrocken: mehr Arbeit und viel mehr Hektik“, erklärte PHK Stefan Hausch. Vom ehemaligen Pressesprecher Ramon van der Maat hatte Hausch die Leitung der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit im Polizeipräsidium Duisburg übernommen. Der Polizeihauptkommissar, der Ende der 1980er-Jahre als Streifenpolizist in Moers angefangen hatte und 1990 nach Duisburg gewechselt war, hatte schon von 2009 bis 2012 in der Pressestelle der Polizei gearbeitet. Schon damals sei die Polizei sehr professionell an die Öffentlichkeitsarbeit herangegangen, erzählte Hausch. So habe man ihm in Lehrgängen die nötigen Fachkenntnisse für Polizeipressearbeit vermittelt. Mittlerweile habe man auf dem Präsidium sogar mit Stefanie Bersin eine ausgebildete Tageszeitungsjournalistin in der Pressestelle. Nichtsdestotrotz: „Auf der Pressestelle brauchen wir erfahrene Leute, die die Polizeiarbeit kennen“, erklärte Hausch. Diese müsse man jetzt der Journalistin vermitteln, damit sie sich auch im Umgang mit den Beamtenkollegen behaupten könne: „Für das Grundwissen der Polizeiarbeit gibt es aber keine Lehrgänge“, so Hausch. Das mache einen Seiteneinstieg in die Polizei-Pressearbeit so schwierig.
Das Schiffchen am Innenhafen. Foto: Petra Grünendahl.Der Journalisten-Treff mit Polizei-Pressesprecher Stefan Hausch war der erste dieser Art, bei der sich anwesende Journalisten direkt und in ungezwungener Runde mit einem Öffentlichkeitsarbeiter – der anderen Seite vom Schreibtisch – austauschen konnten. Zu diesem Austausch hatte der Presseverein Niederrhein-Ruhr (PNR), Ortsverein des DJV in Duisburg, auch über den eigenen Verein hinaus eingeladen. Über 20 Kollegen waren der Einladung in den Duisburger Innenhafen gefolgt. In einem Referat gab Stefan Hausch zunächst einen Überblick über seinen Werdegang, die Arbeit seiner Abteilung und die Arbeitsabläufe im Polizeialltag. Dann ging das Gespräch in Details vergangener Kontakte der Kollegen mit der Pressestelle und in den Meinungsaustausch über.
Rückmeldungen von Journalisten Polizeipressesprecher Stefan Hausch im Gespräch mit Journalisten. Foto: Petra Grünendahl.Die Arbeit der Polizei-Pressestelle umfasst nicht nur die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, sondern zusätzlich die interne Kommunikation, Social Media und die Personalwerbung. In der Pressearbeit verfügt die Polizeidirektion Duisburg über dreieinhalb Stellen: Neben dem Leiter der Stabstelle, PHK Stefan Hausch, stehen Journalisten als Ansprechpartner PHK Jacqueline Grahl, POK Daniel Dabrowski und Stefanie Bersin für Auskünfte zur Verfügung. Stefanie Bersin war Redakteurin bei der Funke Mediengruppe, bevor sie die Schreibtischseite wechselte. Die Pressearbeit beschränkt sich nicht auf Pressemitteilungen zum aktuellen Geschehen, die Vorbereitung von Pressekonferenzen und die Beantwortung von Medienanfragen. Sie umfasst vielmehr auch die Vermittlung von Fachkontakten in der Polizeibehörde für Interviews oder Hintergrundinformationen und die Begleitung medialer Berichterstattung zum Beispiel bei Großeinsätzen und herausragenden Ereignissen. Jenseits der Dienstzeiten der Presseabteilung – insbesondere am Wochenende – ist die Einsatzleitstelle im Präsidium an der Düsseldorfer Straße dafür zuständig, Pressemeldungen zu verfassen und rauszuschicken: Zumindest dann, wenn die Beamten neben ihren eigentlichen Tätigkeiten die Zeit dafür haben.
Stefan Hauschs Aussage von mehr Arbeit und mehr Stress konnten eine ganze Reihe lokal tätiger Kollegen bestätigen: Dort, wo man weder von der Feuerwehr noch von der Stadt Antworten zu aktuellen Entwicklungen oder Einsätzen von Hilfskräften bekomme, würde man eben die Polizei-Pressestelle anrufen. „Hier wäre vielleicht ein solcher Abend mit den Ansprechpartnern bei der Stadt Duisburg sinnvoll“, erklärte Thomas Münten, Vorsitzender des Pressevereins Niederrhein-Ruhr. Das neue Format des Journalisten-Treffs wurde gut angenommen. Eine Fortsetzung sei auf jeden Fall wünschenswert, waren sich die anwesenden PNR-Vorstandsmitglieder einig.
Der Presseclub Niederrhein-Ruhr, DJV Ortsverband Duisburg lädt ein: Das Schiffchen am Hafen. Foto: privat.Zum Journalistentreff im Schiffchen im Hafen (ehemals Diebels), am 4. Juni 2019 um 19.30 Uhr.
Diesmal ist das Ganze als eine Art gemütlicher Presse-Stammtisch geplant. Zu Gast ist der ehemalige Referent der Duisburger Polizeipräsidentin und neue Pressesprecher der Polizei in Duisburg, Stefan Hausch.
Duisburgs Polizei-Pressesprecher Stefan Hausch. Foto: privat.Insgesamt 17 Jahre seines Berufslebens trug Stefan Hausch keine Uniform: „In dieser Zeit war ich bei der Mordkommission, dort bin ich sozialisiert worden“, erzählt er am Donnerstag bei seiner offiziellen Vorstellung als neuer Pressesprecher im Duisburger Polizeipräsidium. 37 Jahre ist er inzwischen bei der Polizei, auch an seine Anfänge im Streifenwagen in Moers kann er sich noch gut erinnern. Zwischendurch war er schon einmal in der Pressestelle, dann wurde er vor knapp zwei Jahren persönlicher Referent von Präsidentin Elke Bartels. „Inhalte können wechseln. Das tut dem Apparat gut“, sagt Hausch. Der Polizeihauptkommissar wohnt in Moers, ist verheiratet und hat zwei erwachsene Kinder. Zu seiner Motivation sagt er: „Duisburg war schon immer spannend, hier ist es spannender als in anderen Polizeibehörden. Ganz oft ist der Stein auf Duisburg gefallen“, sagt er und erinnert an Ereignisse wie die Mafiamorde oder die Loveparade, die auch die Pressestelle der Polizei vor riesige Herausforderungen stellten.
Der Eintritt ist frei, es soll ein lockeres Gespräch werden, um einander kennenzulernen und unabhängig von aktuellen Gegebenheiten einmal die gegenseitigen Wünsche und Pflichten auszutauschen.
Der Presseverein Niederrhein-Ruhr freut sich über zahlreiche Teilnehmer, auch aus den umliegenden Ortsverbänden.
Wegen Erkrankung eines Referenten findet der Termin nicht tatt. Die Veranstaltung wird neu geplant.
Der DJV Duisburg lädt diesmal nicht (nur) zum Prominentengucken, sondern zum Thema: Die Türkei, die Integration und der lange Arm des Erdogan.
Baha Güngör. Foto: privat.Hüsseyn Topel. Foto: privat.
Bisher stehen auf der Talkliste des Journalisten-Treffs: Baha Güngör, ehemaliger Redaktionsleiter der türkischen Redaktion der Deutschen Welle und mehrfacher Buchautor zum Thema, sowie Hüsseyn Topel, deutsch-türkischer Journalist aus NRW mit Einreiseverbot in die Türkei.
In der Cafeteria der Stadtbibliothek an der Steinschen Gasse am Donnerstag, 15. November 2018, um 19.30 Uhr. Jeder interessierte Gast ist willkommen. Unkostenbeitrag: 5 Euro.
„Warum durften wir nicht mit WDR2 älter werden?“ Von Petra Grünendahl
„Früher haben die Radio-Redakteure eher gemacht, was sie selber interessierte. Heute fragt man: ‚Interessiert es Susanne und Andreas?’, denn wenn es der Zielgruppe nicht gefällt, sinken die Quoten“, plauderte Tom Hegermann aus dem Nähkästchen. Früher moderierte er bei WDR2: Das Programm wurde aber musikalisch immer „mainstreamiger“ (der Computer sucht heute die Musik aus), Wortbeiträge kürzer. Der Zuschnitt wurde auf ein jüngeres Publikum ausgerichtet: 29 bis 49 Jahre heißt die Zielgruppe, obwohl die Hörerschaft immer noch etwas über die Altersklasse liegt. Journalistisch war das für Hegermann ebenso wie für Uwe Schulz, dem zweiten Podiumsgast und ebenfalls viele Jahre WDR2-Moderator, immer weniger interessant. Beide wechselten zu WDR5, um wieder anspruchsvolleres Radio machen zu können. „Obwohl sie mir noch eine neue Sendung auf WDR2 angeboten haben“, so Schulz. „Man wollte uns nicht mit unserem Sender zusammen älter werden lassen“, bedauerten die beiden Moderatoren. Der Wechsel war die logische Konsequenz.
TalkShow Duisburger Journalisten im Café im Stadtfenster (v. l.): Tom Hegermann, Thomas Münten und Uwe Schulz. Foto: Petra Grünendahl.Ins Café im Stadtfenster hatte der Presseverein Niederrhein-Ruhr, Ortsverein des DJV (Deutscher Journalisten-Verband) in Duisburg, zu einer Talkshow den Radio-Moderatoren Tom Hegermann und Uwe Schulz eingeladen: Der Ortsvereinsvorsitzende Thomas Münten führte das Gespräch. Hintergründig und kurzweilig gestalteten die erfahrenen Sprecher – auch Moderator Münten hatte Radio gemacht, bevor er zum Fernsehen ging – die Veranstaltung im gut besuchten Bibliothekscafé an der Steinschen Gasse.
Thomas Münten versprach zum Abschluss eine Weiterführung der Veranstaltungsreihe, die als „Journalisten-Treff“ schon früher Publikum ins Lesecafe der alten Stadtbücherei an der Düsseldorfer Straße gezogen hatte. Ein guter Anfang ist gemacht: Publikumsresonanz und Fragen an das Podium zeigten, dass eine solches Veranstaltungsformat Zukunft hat.
Journalistentreff: Vom Informationsradio zur Dudelwelle – geht Radio nur noch so?
Auf dem Podium beim Journalistentreff (v. l.): Tom Hegermann, Uwe Schulz und Moderator Thomas Münten. Fotos: privat.Uwe Schulz und Tom Hegermann zählten zu den bekanntesten Stimmen des WDR. Jahrzehntelang haben sie den Sound von WDR 2 als Moderatoren mitgeprägt. Auf der Bühne in der Stadtbibliothek im Stadtfenster präsentiert der Fernsehjournalist Thomas Münten, Vorsitzender des DJV (Deutscher Journalisten-Verband) in Duisburg, im Gespräch die Radiojournalisten und Moderatoren Uwe Schulz und Tom Hegermann.
Beide haben sich freiwillig von der beliebtesten Hörfunkwelle des WDR, WDR 2, verabschiedet. Über ihre Beweggründe, was das Radio heute anderes ist als noch vor zehn Jahren und wohin der Weg des Radios führt, aber auch, wie Journalisten mit den „Lügenpresse“-Vorwürfen umgehen können, was Fake News und ihre Akzeptanz in der Gesellschaft verändern, reden beide beim Journalistentreff des DJV Ortvereins Duisburg, zu dem alle interessierten Bürger herzlich eingeladen sind.
Der Presseverein Niederrhein-Ruhr, DJV-Ortsverein in Duisburg, lässt mit dem Journalistentreff eine Veranstaltung wieder aufleben, die auf viele Jahre Tradition in der alten Stadtbibliothek im Europa-Haus zurückblicken kann. Im Januar 2012 hatte der letzte Journalistentreff stattgefunden. Am Freitag, 19. Januar, macht der DJV Duisburg um 20 Uhr auf der Bühne der Stadtbibliothek im Stadtfenster an der Steinschen Gasse einen neuen Anlauf. Karten sind in der Zentralbibliothek zum Preis von 5 Euro erhältlich. Während der Veranstaltung sorgt das Cafe der Bibliothek für Getränke und Snacks.
Tom Hegermann Tom Hegermann. Foto: privat.Geboren 1960 in Duisburg. Hegermann studierte Politik, Geschichte, Amerikanistik und Journalismus an der Gesamthochschule Duisburg und der American University in Washington D.C. 1984 begann er als freier Journalist. Erst hat er geschrieben. Dann gesprochen. Schließlich moderiert. Denn je länger er als Journalist gearbeitet hat, desto spannender fand er das Gespräch, das Live-Interview mit Politikern und Managern. Mit Wissenschaftlern und Entdeckern. Mit Wortkargen und Wortgewaltigen. Mit Introvertierten und Extrovertierten. Genau das ist inzwischen in vielfacher Hinsicht sein eigentlicher Job. Er bringt Menschen miteinander ins Gespräch. Und bringt Menschen bei, wie das geht, die Kommunikation in der Öffentlichkeit. Und ab und an macht er auch noch ein wenig Radio. Nach vielen Jahren bei WDR 2 jetzt bei WDR 5. In der Wirtschaftssendung Profit.
Uwe Schulz Uwe Schulz. Foto: privat.Aus´m Revier ins Radio. Bei der Schülerzeitung „Zentrifuge“ am Gymnasium Bergkamen entdeckte Uwe Schulz seine Leidenschaft für den Journalismus. Heute ist er Moderator bei WDR 5 – und fühlt sich beim Radio sichtlich wohl. Er tut das, was er eigentlich nie tun wollte und erzielt sogar noch treffliche Erfolge damit: Irgendwann stellte er dann fest, dass das, was er da schreibt, auch anderen Spaß macht und gefällt. Nur zum Radio, das wollte er nie. Das Entscheidende war, dass sein Weg in den Journalismus ihn über das Studium führen sollte. Schulz, dessen größtes Hobby seine Ehefrau ist (die hat kurioserweise zwei Jahrzehnte fast direkt neben seinem Elternhaus in Bergkamen gewohnt und dennoch sind sich die beiden damals nie über den Weg gelaufen), ist bekennender Shopping-Mann, der auch gerne durch die Kerzenabteilung bei Ikea schlendert. Hat er Zeit, macht er gerne alles zwischen „gammeln und Lieblingsfilme gucken“, steigt aufs Mountainbike oder liest – am liebsten sachorientierte Bücher. Er ist außerdem „ein Kind lutherischer Prägung und ein Fan von Dietrich Bonhoeffer.“ Schulz ist auch als Autor des Bestsellers: „Nur noch eine Tür: Letzte Gespräche an der Schwelle des Todes“ erfolgreich.
Thomas Münten. Foto: privat.Gastgeber ist der Vorsitzende des Pressevereins Niederrhein-Ruhr, Ortsverein des DJV in Duisburg, Thomas Münten. Er absolvierte sein Volontariat bei der Westdeutschen Allgemeinen Zeitung (WAZ), und wechselte 1990 im Anschluss daran zum Lokalfunksender Radio K.W. Bereits 1991 wurde er Chefredakteur von Radio EN. 1994 wechselte Münten zum WDR-Fernsehen in Düsseldorf, moderierte von 2000 bis 2004 die Lokalzeit Bergisch Land und arbeitete bis 2009 für die Aktuelle Stunde. Im März 2009 ging er zum ZDF: Dort arbeitet er für das Landesstudio Nordrhein-Westfalen in Düsseldorf. Weitere Tätigkeiten erfolgen beim Fernsehmagazin Frontal21 in Berlin. Im August 2017 deckte Münten gemeinsam mit Heiko Rahms, Ulrich Stoll und dem Recherchenetzwerk CORRECTIV auf, dass der Parteivorsitzende der AfD, Jörg Meuthen, während des Landtagswahlkampfes in Baden-Württemberg erhebliche Parteispenden aus der Schweiz angenommen hat, ohne sie anzugeben und darüber gegenüber der Organisation „lobbycontrol“ und der Bundespressekonferenz gelogen hatte. Münten ist als Gastdozent für investigativen Journalismus an der Universität Passau tätig.
Es hört sich an wie ein verrückter Kriminalroman und es ist doch ein ganz und gar reales und wahres Stück aus der jüngsten deutsch-französischen Zeitgeschichte des 2.Weltkrieges: Ein deutscher Spion und doch kein Nazis, das besetzte Frankreich, eine vom Theater träumende Französin, Krieg und Tod, Liebe und Leidenschaft, Hochstapelei, Flucht und Verfolgung und ein großes Vermögen, das als rätselhaftes Testament in den 80er Jahren dem deutsch-französischen Jugendwerk in den Schoß gefallen ist. Dies war das packende Thema einer Veranstaltung, zu der der Presseverein Niederrhein-Ruhr zusammen mit der Deutsch-Französischen Gesellschaft Duisburg am 24. Januar 2011 in das neu eröffnete, feine „Kuhlenwall-Karree“ der Sparkasse Duisburg geladen hatte. In diese unglaubliche Story führte der renommierte und mittlerweile pensionierte Frankreich-Korrespondent der Hamburger Wochenzeitung „Die Zeit“, Klaus-Peter Schmid, sein Duisburger Publikum ein. Am Ende kam Schmid zu dem Schluss, dass man die „Widmung des vergifteten Erbes für einen guten Zweck“ auch als einen „Akt moralischer Geldwäsche“ betrachten könne.
Klaus-Peter Schmid (Mitte) war 30 Jahre lang Redakteur bei Der Zeit in Hamburg, u.a. viele Jahre als Korrespondent in Frankreich und Brüssel. In Duisburg berichtete er über sein Buchprojekt von einer vergifteten Erbschaft an das Deutsch-Frz. Jugendwerk (DFJW). Links: Wolfgang Schwarzer, Präsident der Dt.-Frz. Gesellschaft Duisburg, rechts Stefan Endell (DFG Duisburg) und bis 2010 der langjährige Vorsitzende des Pressevereins Niederrhein-Ruhr.Auch die Rheinische Post hat berichtet …
Ali zu Besuch bei Ali in Duisburg
Günter Wallraff zu Gast beim 5. Journalisten-Treff des Pressevereins Niederrhein-Ruhr
Günter Wallraff
Wo ist Günter Wallraff? Diese Frage hatte Doppelsinn am Samstagabend, 24. Mai, als wahre Menschenmassen zur Akzente-Lesung in die Zentralbibliothek Duisburg pilgerten, um Deutschlands berühmtesten Enthüllungs-Journalisten live zu erleben. 400 Plätze waren flugs gefüllt. Soviel saßen noch nie in dem Saal. Eingeladen hatte der Deutsch-Tunesische Kulturverein, der Presseverein Niederrhein-Ruhr war sein Kooperationspartner. Das Interesse an Wallraff, es ist ungebrochen. Obwohl seit den 90er Jahren ein wenig in Vergessenheit geraten, kann Wallraff weiterhin von altem Ruhme zehren.
Legendär die 13 unerwünschten Reportagen aus dem Jahr 1969, für die er in die Rolle eines Alkoholikers in einer psychiatrischen Klinik schlüpfte, oder in die eines Obdachlosen, eines Studenten auf Zimmersuche sowie eines vermeintlichen Napalmlieferanten für die US-Armee. 1977 arbeitete Wallraff dreieinhalb Monate lang als Redakteur bei der Bild-Zeitung in Hannover. In dem Bestseller „Der Aufmacher – Der Mann, der bei „Bild“ Hans Esser war“ schilderte er später seine Erfahrungen in der Lokalredaktion Hannover und weist der Bild-Zeitung schwere journalistische Versäumnisse und unsaubere Recherchemethoden nach. Der Deutsche Presserat sprach daraufhin sechs Rügen gegen die Bild-Zeitung aus und rügte aber auch Wallraff für seine „nicht zulässige verdeckte Recherche“. Dann der Aufschlag in Duisburg: 1983 hatte Wallraff unter falscher Identität als türkischer Leiharbeiter Ali bei Thyssen Stahl in Hamborn angeheuert und dort miserable Arbeitsbedingungen erlebt und aufgedeckt.
Thomas Münten spricht mit Günter Wallraff
Als Kuli in der Masse schaut dir ja kein Mensch ins Gesicht“
25 Jahre danach ist er wieder undercover unterwegs. Aber wo war er an diesem Samstagabend? Die Uhr zeigte 19.59 Uhr, kein Wallraff in Sicht. Vor der Türe der Bibliothek in Duisburg steht Ali Houzi, der Präsident des Kulturvereins und seinerzeit bei Thyssen ein tunesischer Arbeitskollege von Wallraff, alias „Ali“. Er schwitzt Blut und Wasser, der Verzweiflung nahe telefoniert er den Akku seines Handys leer. Drinnen im Saal 400 erwartungsfrohe Zuschauer. Rekordzahl. Sitzt Wallraff schon undercover zwischen ihnen?
Nein, er war verspätet. „Ich komme immer auf den Punkt genau!“, sagt er lächelnd und eilt zu seinem Publikum. Wo war es schlimmer, fragt ihn WDR-Moderator Thomas Münten; damals bei Thyssen in Duisburg, oder jetzt im Hunsrück als Billiglöhner beim Brötchen-Bäcker für Lidl? Beim Brötchenbäcker, antwortet Wallraff schnell: „Dort gab es noch weniger Arbeitsschutz und noch mehr Entsolidarisierung der Beschäftigten.“ Aber bei Thyssen in Duisburg, da würde er doch gerne mal wieder arbeiten, diesesmal ganz offiziell, nicht verdeckt. Um mal zu schauen, ob es heute, 25 Jahre nach „Ganz unten“ besser läuft in Duisburg-Beeckerwerth. Aber auch Wallraff ist ja älter geworden. 65 Jahre alt ist er heute.
Ist sein Gesicht für Undercover-Aktionen denn nicht längst zu bekannt? Im Gegenteil, es werde immer einfacher. „Als Kuli in der Masse schaut dir ja kein Mensch ins Gesicht“, sagt er. Der Billiglöhner, der spielt im Betrieb einfach keine Rolle, er ist ein Nichts. Leichtes Spiel also, in die Rolle eines Nichts zu schlüpfen. Erst recht, wenn man, wie beim Brotbäcker im Hunsrück, auch noch eine Art Mundschutz im Gesicht hatte. Da sieht man gar nichts mehr vom eingeschmuggelten Wallraff. Und der Verfassungsschutz, so grinst der Kölner Journalist, der habe ihm mal attestiert, er habe ein „schwer zu observierendes Allerweltsgesicht“. Na bestens! Im Augenblick, so bekennt Wallraff, sei er wieder verdeckt unterwegs, eine ganz heikle Sache, nichts könne er dazu andeuten. Weswegen er den Auftritt bei den Duisburger Akzenten eigentlich gar nicht machen wollte. Er habe es dann aber aus Freundschaft zu Ali Houzi getan. Ali besucht Ali. Bei der neuen Undercover-Aktion, sagt Wallraff, da habe ihn selbst seine Tochter nicht mehr erkannt. Die Maskerade sei einfach perfekt.
Eine Gewerkschaft-Stiftung müsste her …
Wallraff liest aus seiner Reportage, die er zum 1. Mai für „Die Zeit“ geschrieben hat, berichtet den Duisburger Zuhörern eindrucksvoll aus der „Brötchenhölle“ im Hunsrück; sein Text ist schnörkellos, seine Rede wirkt leicht gehetzt, keine Zeit für eitle Kapriolen, so als ob seine Enttarnung gerade bevor stehe. Soviel hat der Mann mitzuteilen. Er berichtet von elenden Verbrennungen an Händen und Armen mit heißen Backblechen, von Einschüchterungen, Angst und Schimmelpilz, alles für das tägliche Billig-Brötchen für Lidl. Seine Botschaft an das Duisburger Publikum: Nicht nur was ein Brötchen kostet und wie es schmeckt, darf den Menschen interessieren, sondern auch unter welchen Arbeitsbedingungen es in die Tüte gelangt ist. Und er zitiert Heinrich Böll: „Es müsste viele Wallraffs geben“ hatte der einmal gesagt. Wenn ganze Heerscharen von Enthüllern durch die Lande ziehen würden, aufdeckten, wo die Rechte der Menschen am Arbeitsplatz, die doch Menschenrechte seien, mit den Füßen getreten werden, müsste am Ende eine bessere Gesellschaft herauskommen. Eine Gewerkschafts-Stiftung, so sinniert Wallraff, könnte so etwas organisieren. Junge Journalisten könnten bei Firmen anheuern, nachschauen, was da los ist, und dann aufdecken, berichten, anklagen. So wie er es tut, seit einer Ewigkeit.
Von Merseburger gespiegelt
Ex-Panorama-Chef und ehemaliger Spiegel-Redakteur stellte seine Augstein-Biografie vor.
Stefan Endell begrüßt Peter Merseburger
Wo denn er während der berühmt-berüchtigten Hausdurchsuchung der Spiegel-Redaktion im Oktober 1962 gewesen sei, wurde Peter Merseburger am Dienstag nach seiner Lesung in der Zentralbliothek gefragt. Diese Frage hatte der Mann, der einige Jahre in der Hamburger Spiegelredaktion gearbeitet hatte, bevor er dann als „Panorama”-Moderator und TV-Korrespondent zu den bekanntesten deutschen Journalisten zählte, erwartet.
Er schmunzelt und erzählt seine Anekdote: Die Spiegel-Affaire habe er – mitten in der Kuba-Krise – im fernen Havana erlebt. „Wir hockten mit ein paar Kollegen aus Europa im Hotel und warteten darauf, dass die Amerikaner einmarschierten. Plötzlich ,” so Merseburger, „sagt da ein Kollegen zu mir „Hör mal, ich glaube deine Zeitung zu Hause, die gibt es gar nicht mehr.”
Wer die ganze Geschichte, voll reicher Detals und interessanter Einschätzungen erfahren will, der muss sich die Biografie kaufen, die Peter Merseburger (Jg. 1928) über den Spiegel-Herausgeber Rudolf Augstein geschrieben hat. Am vergangenen Dienstag lieferte er auf Einladung des Vereins für Literatur und Kunst und des Pressevereines Niederrhein-Ruhr daraus eine Lese-Kostprobe ab.
Peter Merseburger. Foto: Stefan Endell
Einhundert interessierte Zuhörer erfuhren bekannte aber auch gänzlich unbekannte Seiten des „Spiegel“-Machers, der 2002 im Alter von 79 Jahren starb. Zum Beispiel, dass Augstein während der Spiegel-Affaire alles andere als eine heroische Figur abgab. Ja Augstein versuchte sich sogar aus der Verantwortung zu winden („…habe den Artikel vor der Veröffentlichung gar nicht gekannt…”). Aus der U-Haft schreibt er einen Artikel über das Alte Testament. „Das hat die völlig verunsicherte Spiegel-Redaktion auch nicht gerade aufgerüttelt”, spottet Merseburger. Die öffentliche Zuwendung machte den „Spiegel” am Ende gleichwohl zum moralischen Sieger, er mutiert endgültig zum „Sturmgeschütz der Demokratie” und die Menschen begannen, dem Obrigkeitsstaat den Rücken zuzukehren.
Augstein, der junge Katholik aus der Hannoveraner Bürgerfamilie, der 23-jährige rotzfreche Journalist, der den Langmut der britischen Besatzungsmacht bis aufs Äußerste ausreizte, Augstein, der FDP-Politiker, der Machtmensch, der Realist und Zyniker – all diese Figuren beleuchtet Merseburger in seinem Besuch, skizzierte Merseburger bei seiner hoch interessanten Lesung. Allein – der Abend verging zu schnell.
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