Eine private Initiative bietet aus der Ukraine geflohenen Frauen seit Anfang April Deutschunterricht an und betreut währenddessen die noch nicht schulpflichtigen Kinder. „Unsere Jüngste ist anderthalb“, sagt Gisela Eckert, die zusammen mit Agata Decyk montags von 10 bis 12 Uhr für die Kinder da ist. Die Verständigung klappt mit Händen und Füßen, auf Deutsch und Russisch, das mehrere der ehrenamtlichen Kinderbetreuerinnen sprechen. Es wird gemalt und gesungen, aber absolute Hauptattraktion sind immer wieder die Seifenblasen. Eine kleine Spielküche, Bilderbücher und eine Kreidetafel stehen in dem kleinen Raum in der Heerstraße 35 im City Wohnpark (CWP). „Ich fand es wichtig, auch Müttern kleiner Kinder die Möglichkeit zu geben, in Ruhe Deutsch zu lernen und auch erste Kontakte zu knüpfen“, sagt die Initiatorin Marion Kukuk. Im großen Raum sitzen nun die Mütter und oft auch die Großmütter – die erwachsenen Mitglieder einer klassischen ukrainischen Flüchtlingsfamilie. Bei Kaffee und Plätzchen in der Pause unterhält sich inzwischen jede mit jeder, der Anfang in Duisburg ist also gemacht.
Von den zunächst neun Ukrainerinnen haben zwei inzwischen einen Intensivkurs gefunden. Dafür konnte nun eine neue Familie aufgenommen werden: der 17-jährige Fußballer Bogdan und seine Oma Irina. „Am Anfang ruckelt es immer ein wenig, das ist in jedem Sprachkurs so“, sagt Marion Kukuk, die auch früher schon Flüchtlinge unterrichtet hat und seit einigen Jahren Deutschkurse unter anderem an der Volkshochschule gibt. „Die Frauen sind sehr konzentriert bei der Sache, man merkt sofort, dass sie schnell lernen wollen.“
Seit vier Wochen lernen sie Deutsch, montags und freitags je zwei Stunden. Hausaufgaben gibt es auch. „Wir benutzen ein gängiges Standard-Lehrwerk, damit können die Frauen auch weiterarbeiten, falls sie später in einen anderen Kurs wechseln sollten.“ Die junge Lidiia, in Kiew war sie Kieferorthopädin, spricht gut Englisch und kann wichtige Informationen für ihre Mitschülerinnen schnell ins Ukrainische oder auch ins Russische übersetzen. Der Unterricht selbst funktioniert auch ohne Sprachmittler, aber manches muss doch nebenher mal eben übersetzt werden: etwa, dass die Räume nach dem Unterricht gereinigt werden müssen, dass es nach Feiertagen ersatzweise Unterricht am Dienstag gibt oder auch, welche Bahn nach Düsseldorf fährt und was es dort zu sehen gibt.
Die ehrenamtliche Initiative entstand nach einem Aufruf auf dem Nachbarschaftsportal nebenan.de, worüber auch ein Großteil der Material- und Geldspenden zusammenkam. Die Gebag stellt die Räume, die auch von anderen Initiativen genutzt werden, „daher die Kinderbilder an den Wänden. Aber demnächst hängen wir eine schöne, große Deutschlandkarte hier auf und hoffentlich auch bald eine Europakarte.“
In kaum mehr als vier Wochen haben die sechs aktiven Ehrenamtlichen zusammengefunden, weitere drei Frauen haben in der Anfangsphase ordentlich mit Hand angelegt, um die Räume zu reinigen und auszustatten. Im Sommer soll ein weiterer Kurs starten. Dafür wird noch eine weitere Kinderbetreuerin gesucht. „Man muss kein Profi sein, nur einigermaßen fit“, sagt Gisela Eckert, mit 73 Jahren die Älteste und auch die Erfahrenste im Kinderzimmer. „Und verlässlich!“, schiebt sie hinterher.
Weitere Ehrenamtliche der Gruppe „Ukrainehilfe im CWP“: Olga Geiger, Olga Füten, Leonid Hirsch, Marion Ingenpass.
Anmeldung unter Telefon 0203 / 336681 oder marion-kukuk@t-online.de.
Der Unterstützungsverein des Pressevereins Niederrhein-Ruhr e. V. unterstützt die Ukrainehilfe mit einer Spende von 1.000 Euro.
Presseverein Niederrhein-Ruhr e. V.
Text und Fotos: Andreas Probst